Update:
Die Abschreibung auf die Werke Hambach, Mexiko und Tuscaloosa werden aus den folgenden Gründen vorgenommen:
- Hambach Verkauf an ineos (angeblich ist man sich schon handelseinig). Das führt dazu, dass der EQB dort nicht produziert werden kann. Die smart Produktion wird noch bis Ende 2021 dort fortgeführt
- Aguascalientes (Mexiko): Der amerikanische Markt verlangt kaum noch Limousinen. Somit entfällt die Produktion der A-Klasse Limousine V177 in Mexiko. Sie wird nur noch in Rastatt produziert und wird am Ende des Lifecycles vermutlich komplett zu Gunsten des CLA entfallen. Die A-Klasse Limousine lang (Z177) wird in Peking fortbestehen
- Aus dem selben Grund entfällt in Tuscaloosa, USA ebenfalls die Produktion der C-Klasse Limousine. Das Werk konzentriert sich zukünftig nur noch auf SUVs. Somit wurden hier Produktionsanlagen der C-Klasse Fertigung abgeschrieben. Die C-Klasse wird dann zukünftig nur noch in Bremen, Peking und East London (Südafrika) gebaut. Tuscaloosa wird vermutlich dann zwei der EVA2 Modelle SUV von EQE und EQS produzieren.
Daimler gibt Q2 2020 Zahlen bekannt (Details weiter unten) und nimmt Abschreibungen in Höhe von 684 Mio. EUR auf die Werke in Hambach, Tuscaloosa (USA) und Aguascalientes (Mexiko) vor. Nach dem Werk Hambach könnte somit auch das Werk in Mexiko vor dem Aus stehen.
Beim Werk in Hambach verhandelt man inzwischen mit dem Chemiekonzern INEOS bzgl. einer Übernahme. Jesmb.de berichtete hier. Die 684 Mio. EUR Sonderabschreibung dürften zum Großteil der Neubau in Hambach (vorgesehen für den elektrischen GLB: EQB) sowie das relativ neue Werk in Mexiko betreffen. Das Werk in Tuscaloosa ist eigentlich voll ausgelastet mit der Produktion der GLE und GLS Versionen. Die Lieferzeiten (siehe hier) sind weiterhin lang. Allerdings könnte man hier auch Abschreibungen auf die Produktionsanlagen der lokalen für den nordamerikanischen Markt bestimmten C-Klasse Limousine vornehmen.
Corona-bedingt sind die Absatzzahlen der A-Klasse Limousine (V177) und GLB in den USA nicht so gut. So wurden im ersten Halbjahr 2020 rund 7.800 A-Klasse Limousinen (V177) sowie 11.519 GLB in den USA verkauft. In Deutschland liegt die GLB Auslieferung im ersten Halbjahr 2020 bei 3.185 Einheiten.
Falls das Werk in Mexiko vor dem Aus stünde käme es vermutlich zu den folgenden Produktionsverlagerungen.
Die A-Klasse (W177) würde vermehrt in Kecskemet Ungar produziert (zusammen mit den CLA Derivaten). Rastatt hätte dann mehr Kapazität für die A-Klasse Limousine (V177). Der GLB müsste dann nach China in das Werk in Peking gegeben werden, wo er aktuell nur für den lokalen Markt produziert wird. Der EQB würde dann ebenfalls hier anlaufen und nicht wie ursprünglich geplant in Hambach.
Eine GLB Produktion in China für die USA wäre aber auch aufgrund der Zoll Streitigkeiten zwischen China und den USA mit erheblichen Risiken verbunden.
Ola Kallenius hat sich zum Werk in Mexiko, im Gegensatz zum Werk Hambach, noch nicht konkret geäußert. Es bleibt also spannend.
Das Werk in Mexiko ist ein Joint Venture „Compas“ mit Nissan Infiniti. Dort sollten ursprünglich jährlich 230.000 Fahrzeuge im Jahr vom Band laufen.
Vielleicht dienen die Sonderabschreibungen in Tuscaloosa und Mexiko auch nur der „Ergebniskosmetik“ denn das 2. Quartal ist durch Corona sowieso schon schwer belastet. Somit könnte man sich beim EBIT im 3. Und 4. Quartal etwas mehr freischwimmen.
Hier die Zahlen des 2. Quartals 2020, die alle etwas besser ausfallen als die Analystenmeinung:
Nach einer über den Erwartungen liegenden Markterholung und einer starken Performance im Juni liegen das bereinigte Daimler Konzern EBIT, das bereinigte EBIT von Mercedes-Benz Cars & Vans und der Free Cash Flow des Industriegeschäfts von Daimler für das zweite Quartal 2020 sämtlich über der Markterwartung.
Die folgenden Zahlen für das zweite Quartal 2020 sind vorläufig und ungeprüft:
– Free Cash Flow des Industriegeschäfts: 685 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 2.106 Mio. €)
– Nettoindustrieliquidität: 9,5 Mrd. € (Q1 2020: 9,3 Mrd. €)
– Daimler Konzern EBIT: minus 1.682 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 2.069 Mio. €);
bereinigtes EBIT minus 708 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 1.719 Mio. €)
– Mercedes-Benz Cars & Vans EBIT: minus 1.125 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 1.400 Mio. €); bereinigtes EBIT: minus 284 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 1.050 Mio. €)
– Daimler Trucks & Buses EBIT: minus 756 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 823 Mio. €);
bereinigtes EBIT: minus 747 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: minus 823 Mio. €)
– Daimler Mobility EBIT: 205 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: 258 Mio. €);
bereinigtes EBIT: 313 Mio. € (ursprüngliche Erwartung der Analysten: 258 Mio. €)
Die vorläufigen Zahlen enthalten die folgenden das EBIT bereinigenden Effekte:
Mercedes-Benz Cars & Vans:
– 687 Mio. € Aufwand für die eingeleitete Straffung des globalen Produktionsnetzwerks und der Produktionskapazitäten an den Standorten in Hambach, Tuscaloosa und Aguascalientes
– 53 Mio. € Aufwand für rechtliche Verfahren und damit zusammenhängende Maßnahmen
Daimler Mobility:
– 105 Mio. € Aufwand für Anpassungen bei der YOUR NOW Holding
Mercedes-Benz Cars & Vans, Daimler Trucks & Buses, Daimler Mobility, Überleitung:
– Insgesamt 129 Mio. € Aufwand für laufende Effizienzprogramme.
Der umfassende Einsatz von Maßnahmen zur Erhaltung der Liquidität zusammen mit der günstigen nachfrageorientierten Entwicklung des Working Capitals haben im zweiten Quartal zu einem positiven Free Cash Flow des Industriegeschäfts geführt.
Die vollständigen Quartalszahlen werden am 23. Juli 2020 veröffentlicht.
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