Interview mit Mercedes EQS Baureihen Chef

Christoph Starzynski ist bei Mercedes-Benz verantwortlich für die Modelle von Mercedes-EQ. Seit 2002 ist der Diplom-Betriebswirt im Daimler Konzern in verschiedenen Positionen im In- und Ausland. Wir sprachen mit dem 46-Jährigen über die Strategie von Mercedes-EQ und künftige Modelle.

 

Alle technischen Details und Bilder zum neuen Mercedes EQS gibt es hier.

Herr Starzynski, 2021 jagt eine Mercedes-EQ Premiere die nächste: Zunächst haben Sie mit dem EQA den vollelektrischen Bruder des GLA vorgestellt, jetzt wird mit dem EQS das neue Oberklassemodell gezeigt, und zwischendurch feiert auch noch der Siebensitzer EQB sein Debüt. Wie kommt es, dass Mercedes-EQ in der Kompakt- und in der Oberklasse zugleich durchstartet?

 

Starzynski: Sie haben Recht, unsere Elektrooffensive ist in vollem Schwung. Wir haben aber auch ambitionierte Ziele: Bereits bis 2030 wollen wir mehr als die Hälfte unserer Autos mit Elektroantrieb verkaufen – hierzu zählen vollelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride. Und die Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig: Auf der neuen Architektur folgen mit der Business-Limousine EQE und den SUV-Varianten von EQS und EQE schon bald weitere Modelle.

v.l.n.r.: Maybach EQS SUV, EQE SUV, EQS SUV, EQE und EQS

Die gesamten technischen Details zum Mercedes EQS erklärt Herr Starzynski im folgenden Video

Mercedes-EQ ist neuerdings eine Submarke wie Mercedes-AMG oder Mercedes-Maybach. Spiegelt das die gestiegene Bedeutung der Elektromobilität bei Mercedes wider?

 

Starzynski: Ja, ‚Electric First‘ ist unser Leitbild. Und Mercedes-EQ geht es nicht nur um die Erweiterung traditioneller Mercedes-Benz Tugenden wie Sicherheit, Verantwortung, Perfektion und Faszination, indem wir neue Technologie wie den Elektroantrieb nutzen. Sondern auch die Verknüpfung von Intelligenz und Emotion ist zentral in Mercedes-EQ verankert. Wir wollen unsere Kunden in eine Welt neuer Möglichkeiten begleiten. Dazu gehören auch Software-Updates und die Freischaltung neuer Fahrzeugfunktionen over the Air (OTA). Hinzu kommt: Unser Nachhaltigkeitsansatz ist ganzheitlich und umfasst beispielsweise auch Green Charging. So tragen wir aktiv zur Reduktion der CO2-Emissionen bei und gehen mit unserer Ambition 2039 den Weg zur CO2-neutralen Mobilität der Zukunft.

Stichwort Zukunft: Wie geht es weiter? Wird die nächste Generation kompakter Elektroautos auch auf einer neukonzipierten Plattform stehen?

 

Starzynski: Unsere Ingenieure arbeiten gerade an einer weiteren elektrischen Fahrzeugplattform, der Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) für Fahrzeuge im Kompakt- und Mittelklasse-Segment. 2025 kommen die ersten Modelle auf MMA-Basis und werden unser Elektrofahrzeug-Portfolio komplettieren.

Und ist mit den bis zu 770 Kilometern Reichweite (WLTP) des EQS das Ende der Fahnenstange erreicht?

 

Starzynski: Zunächst einmal freuen wir uns sehr, dass wir diesen ausgezeichneten und vor allem sehr kundenrelevanten Reichweitenwert hinbekommen haben. Viele Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Abteilungen haben dazu beigetragen: Aerodynamiker und Designer mit dem neuen Weltrekord beim cw-Wert, unsere Batteriespezialisten mit höherer Energiedichte und inhouse entwickelter Software plus die wertvolle Arbeit anderer Experten, die zu sehr guter Rekuperation und einer wirklich cleveren Navigation mit Electric Intelligence geführt hat …
Aber zurück zu Ihrer Frage: Nein, bei 770 Kilometern ist noch kein Schluss. Mit dem Technologieprogramm Vision EQXX haben wir ja bereits einen nächsten Schritt angekündigt. Unsere Entwicklungsabteilung hat den Auftrag, die Grenzen bei Reichweite und Effizienz weiter zu verschieben. Darum haben wir ein funktionsübergreifendes und multidisziplinäres Team in Stuttgart zusammengestellt, das von Spezialisten der britischen Mercedes-Benz F1 HPP-Gruppe unterstützt wird. Die Kollegen bringen ihr Fachwissen über E-Motoren sowie ihre vom Motorsport inspirierte Entwicklungsgeschwindigkeit ein. Aus diesem Technologieprogramm werden Innovationen schnell Einzug in die Serienfahrzeuge finden.

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