Heilsbringer für die Hersteller – nicht gut für die Umwelt so die Anklage der Umweltverbände
Mercedes-Benz hat über 25 Plug-in-Hybrid Modelle im Angebot. Sie kommen sehr gut bei den Kunden an. Die Lieferzeiten sind teilweise sehr lang.
Die Beliebtheit hat inzwischen schon dazu geführt, dass der E 350 mit M254 + ISG gecancelt wurde und nicht mehr im W213 erscheint.
Neben den hohen Fördersummen, die insbesondere beim Leasing, die Raten massiv drücken, wollen viele lieber den Plug-in-Hybrid fahren, als den normalen Benziner. Es ist Dank der Förderung insbesondere beim Leasing teilweise deutlich günstiger.
Für Dienstfahrzeugberechtigte ist es zudem so, dass sie nur 0,5% des Bruttolistenpreises (anstatt wie sonst üblich 1,0%) als Geldwertervorteil versteuern müssen.
Daher ist die Beliebtheit insbesondere auch an die monetären Aspekte gekoppelt.
Hier setzt nun die Kritik der Umweltverbände an. Bei einer Untersuchung ist nun herausgekommen, dass die Realverbräuche die WLTP Verbräuche von 1,1-2,0 Liter um das 3-4 fache überschreiten und Leasingrückläufer bei Dienstfahrzeugen mit eingepacktem Ladekabel zurückgegeben werden.
Die technischen Details zum S 580e gibt es hier.
Den Herstellern kann dies noch egal sein, da sie im Flottenverbrauch mit 39-49 g Co2 je km angerechnet werden.
Doch die Umweltverbände würden die PHEV Förderung am liebsten heute anstatt morgen streichen.
Dazu muss man sagen, dass dieses Verhalten des Nutzers auch bei normalen Verbrennern zu Tage treten kann. D.h. ich habe auf dem Papier einen kleinen smart mit 5.0 Liter WLTP Verbrauch, habe aber einen Fahrstil der massiv vom WLTP Zyklus abweicht und fahre ihn mit 9 Liter. Gleiches kann man auch mit AMG Modelle ins Feld führen.
Bei Plug-in-Hybrid Modellen ist dies natürlich viel „einfacher“ möglich, wenn ich ihn einfach nicht lade.
Ein Plug-in-Hybrid hat wenn er nicht geladen wird, immer noch Vorteile gegenüber einem normalen Verbrenner. Er wird dann quasi vom PHEV (Plug-in-Hybrid) zum HEV (Voll-Hybrid) wie ihn Toyota sehr oft baut. Man hat weiterhin, die Vorteile der Rekuperation (Energiezurückgewinnung) oder die Lastpunktverschiebung (man fährt den Motor in sein Optimum, die überschüssige Energie wird in der Batterie gespeichert, und in der 30er Zone, wo der Motor sehr ineffizient läuft, fährt man elektrisch).
Aber es ist völlig korrekt, wenn man einen Plug-in-Hybriden als Vollhybriden nutzt, hat man eine große Batterie an Bord, die man dazu eigentlich nicht bräuchte. Das Auto wird somit praktisch falsch genutzt und man kann das volle Potential der tollen Technik nicht heben.
Das ein Plug-in-Hybrid bei entsprechendem Fahrprofil gut für die Umwelt sein kann steht außer Frage. jesmb.de hat den E 350e mit der damals noch 6,4 kWh kleinen Batterie über 25.000 km mit 2,4 Liter bewegt. Man muss dann natürlich überall laden wo man hält (zu Hause, auf der Arbeit, bei Freunden etc.) Mercedes-Benz will nun ein solches Verhalten über den Eco-Score fördern. Es wird sozusagen zum Wettstreit.
Sollte man einen PHEV mit Steuermitteln fördern, wenn er in der Praxis nur als HEV betrieben wird, für die es keine Förderung gibt?
Für die Umweltverbände ist die Frage eindeutig mit nein zu beantworten.
Aber nun macht sich auch die Bundesregierung neue Gedanken. Der Bundesverkehrsminister lässt nun überlegen, wie man eine Förderung der PHEV modifizieren könnte. Ergebnis und Zeitpunkt sind noch völlig unklar.
Von der NOW GmbH (eine Bundes eigene Firma Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) gibt es nun Handlungsempfehlungen dass die Reichweite auf rund 80-100 km von PHEV steigen soll und dass die Ladegeschwindigkeit bspw. auf 11 KW (bisher oft nur 3,7 kW) steigen sollte, dass die Batterien nach kurzen Einkäufen schneller wieder voll ist.
Mercedes-Benz ist beim Thema Plug-in-Hybrid führend. Man hat über 25 Modelle am Markt. Zudem können Modelle wie 250e, 350de und 350e in den GLE Modelle sowie im S 580e sogar deutlich schneller als 11 KW laden. Die Kompakten 250e Modelle laden mit 24 KW und die größeren sogar mit 60 KW. So schnell lädt so manches E-Auto nicht.
Auch bei den AC On-Board-Ladern ist mit mit 7,4 kW (2-phasig). Deutlich vor der einphasigen Konkurrenz.
Mercedes-Benz benötigt den Erfolg der PHEV auch um den Flottenverbrauch in 2020 in Europa einzuhalten. Bis dann Mitte 2021 die Welle der neuen E-Autos auf den Markt kommt.
Wer also jetzt eine Plug-in-Hybrid bestellt, sollte versuchen, das Risiko einer reduzierten Förderung bei einer nicht vereinbarten Lieferverzögerung im Kaufvertrag auf den Hersteller abzuwälzen.
D.h. erhält man eine unverbindliche Lieferbestätigung für März 2021 und das Fahrzeug verzögert sich dann auf bspw. Juli 2021 und es gäbe tatsächlich neue geringere Förderung zum 01.07.2021 würde dies die Leasingraten deutlich verschlechtern für den Endkunden. Also sollte eine nicht vom Kunden verschuldete Verzögerung vom Hersteller getragen werden.
Bei den A 250e Kunden wird dies jedoch zum Lotteriespiel. Hier besteht die Lieferzeit von Anfang an schon bei rund 12 Monate. D.h. es könnte theoretisch sein, dass der Bundesverkehrsminister innerhalb von 12 Monaten ein neues Fördergesetz auf den Weg bringt.
Noch ist nichts beschlossen. Vermutlich wird eine solche Förderabsenkung für Plug-in-Hybrid von den Herstellern als Verschärfung des Flottenverbrauchs angesehen und politisch bekämpft werden.
Es bleibt also spannend.