Ob Bio-Seide oder Leder aus Kunststoff – Mercedes will die Nachhaltigkeit erhöhen
Biotechnologisch erzeugte Seide: exquisit und leistungsstark
Ein seidenähnliches Garn bietet sowohl optisch als auch haptisch ein exquisites Erlebnis. Es wird mithilfe von Biotechnologie hergestellt. Gentechnisch veränderte Bakterien produzieren Seidenproteine. Diese Proteine werden mittels Nassspinnverfahren (bekannt aus der Zelluloseherstellung) zu einem glänzenden, seidigen Garn veredelt. Die synthetische Spinnenseide hat die gleichen funktionalen Eigenschaften wie herkömmliche Seide. Sie ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar, leicht und gleichzeitig hochfest. Damit ist sie ein äußerst performantes Material. Im VISION EQXX und im Concept CLA Class hat Mercedes-Benz bereits erste Anwendungsfälle für die neuartige Seide in Form einer Türschlaufe und einer Türtasche vorgestellt.
Hochwertige Lederalternative aus Kunststoff-Rezyklat und biotechnologisch erzeugten Werkstoffen
Ein weiteres vielversprechendes Material in der Forschung ist eine in Teilen biotechnologisch hergestellte Lederalternative. Sie besteht gemäß dem Massenbilanzierungsverfahren aus einer einzigartigen Kombination von Kunststoff-Rezyklat und biobasierten Werkstoffen. In einem chemischen Recyclingprozess werden Pyrolyse-Öl aus Altreifen und zertifiziertes Biomethan aus Landwirtschaftsabfällen erzeugt und anschließend zu Kunststofffasern verarbeitet. Aus diesen Mikrofasern entsteht ein Halbzeug, dem Proteine und biobasierte Polymere hinzugefügt werden. Dies ergibt eine innovative Materialkombination, die nicht nur strukturell wie Echtleder aufgebaut ist, sondern auch wie Echtleder in Nachgerbe-Prozessen weiterverarbeitet werden kann. Dadurch verfügt sie über die gleiche hochwertige Optik und Haptik sowie natürliche Alterungseigenschaften. Das Material ist atmungsaktiv, wasserfest und leichter als Echtleder und hat im direkten Vergleich einen reduzierten CO₂-Fußabdruck. Der auf Kunststoff-Rezyklat basierende Anteil kann zudem vollständig recycelt werden.
Hohe Mercedes-Benz Qualitätsstandards für innovative neue Materialien
Bevor ein Material in Mercedes-Benz Fahrzeugen zum Serieneinsatz kommt, muss es eine Reihe von Prüfungen und intensiven Langzeittests durchlaufen. Damit wird sichergestellt, dass es die hohen unternehmenseigenen Anforderungen an Qualität und Wertanmutung erfüllt. Oberflächenmaterialien, insbesondere auf den Sitzen, müssen über eine gewisse Strukturfestigkeit verfügen, damit sich keine Falten, Wellen und Druckstellen bilden. Sie müssen Temperaturunterschieden von rund 100 Grad, direkter Sonneneinstrahlung, dem Abrieb durch Jeansstoffe, Produkten wie Sonnencreme und Desinfektionsmittel sowie Schweiß über einen langen Zeitraum standhalten – ohne instabil zu werden, sich zu verfärben oder Gerüche zu emittieren. Ebenso wichtig ist, dass sie einfach zu reinigen, wasserfest und für dekorative Nähte, Prägungen sowie die Färbung in unterschiedlichen Farben geeignet sind. Sitzpolster müssen darüber hinaus eine gute Wärmeübertragung für die Sitzheizung und eine gute Luftdurchlässigkeit für die Belüftung gewährleisten.
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