Mercedes-Benz mit Motorkooperation mit Geely

Kürzlich sagte Ola Källenius noch dass die Partnerschaft mit Geely intensiviert werden könnte. Nun wurde das Projekt Horus offiziell von der Daimler AG bestätigt.

Mercedes kooperiert in China mit Geely bei der Nachfolge-Generation des neuen smart fortwo und des smart City-SUV (beide rein elektrisch), der gegen Ford Puma, VW T-Roc und Hyundai Kona antreten soll. Ansonsten werden alle Mercedes-Benz China Werke (Fahrzeugmontage und Motorenwerke) mit BAIC.

Diese Nachricht zur Neuentwicklung von einem neuen Verbrennungsmotor überrascht in vielerlei Hinsicht, denn Mercedes-Benz hat aktuell alle Motoren auf dem neusten Stand und führt das letzte Mitglied der FAME Familie mit der neuen C-Klasse (W206) im Frühjahr 2021 ein (4-Zylinder Benziner M254). Die Dieselmotoren OM654M (Bestellstart in E-Klasse und CLS am 15.12.2020) und OM656M (mit ISG, für Ende 2021 erwartet) erhalten somit eine Modellpflege und sind startklar für EU7.  Für die Kompakten hat Mercedes bereits einen Weltmotor mit Renault-Nissan. Der 1,33 Liter große 4-Zylinder wurde gemeinschaftlich entwickelt. Mercedes produziert ihn u.a. im Mercedes-Motorenwerk Kölleda in Thüringen. Dieser Motor wurde 2018 vorgestellt und mit der neuen A-Klasse eingeführt. Er wäre technologisch eigentlich dafür geeignet gewesen bis zum Ende der Verbrennungsmotoren auszureichen. Zwischenzeitlich wurde sogar ein kompletter Entwicklungsstopp bei den Verbrennungsmotoren verkündet.

Hightech Motoren by Mercedes-Benz M254 und OM654M beide mit 48 Volt ISG

Volvo (100%ige Tochter von Geely) und Geely (mit 9,7% an Daimler beteiligt) haben ihre Verbrennungsmotoren Divison schon Ende 2019 zusammengelegt. Volvo will sich zusammen mit der Submarke Polestar auf die Entwicklung von Elektroautos konzentrieren und für ihre Hybrid Fahrzeuge die Verbrennungsmotoren von dieser neuen Division beziehen. Geely benötigt zudem auch Motoren für die weitere Marke Lynk, Proton und Lotus.

Mercedes wird dieser Kooperation jetzt beitreten. Es soll erfreulicherweise ein neuer Benzinmotor unter der Entwicklungshoheit von Mercedes-Benz entstehen und das MTC Untertürkheim ist eigentlich nicht für faule Kompromisse bekannt.

Die Motoren (vermutlich neben 4-Zylindern auch 3-Zylindern) sollen 2024/2025 das erste Mal eingesetzt werden. Wenn man sie von Anfang an entwickelt mit dem Wissen, dass sie in jedem Fall mit einem E-Motor gekoppelt werden, kann man den Verbrennungsmotor technisch weniger aufwendig gestaltet und etwaige Probleme mit dem Leerlaufverhalten sowie Vibrationen bei bestimmten Lastpunkten durch die E-Maschine kaschieren.
Allerdings kursiert derzeit bei der EU eine mögliche Verschärfung der EU7 Abgasnorm, die praktisch das sofortige Aus von Verbrennungsmotoren mit dem Jahr 2025 mit sich bringen würde.

Mercedes äußert sich zum Projekt Horus wie folgt:

„Das neue Projekt mit der Geely Holding und Volvos Organisationseinheit für Motoren ist Teil der umfassenden Transformation von Mercedes-Benz im Rahmen einer fokussierten Wertschöpfungsstrategie. Mit dem Ziel, die globale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern und Skaleneffekte zu erzielen, werden die Unternehmen ihre jeweiligen Fachkenntnisse in den Bereichen Entwicklung, Einkauf, Industrialisierung und Effizienz durch diese Zusammenarbeit bündeln.“

„Die Unternehmen planen die Entwicklung eines hocheffizienten modularen Motors, der Hybridfahrzeuganwendungen der nächsten Generation ermöglicht, die in Europa und China hergestellt werden. Mercedes setzt seine Bestrebungen fort, die bestehenden Antriebsstrangwerke auf elektrische Umfänge umzustellen.“

„Das geplante Entwicklungsprojekt mit der Geely Holding und Volvos Organisationseinheit für Motoren hat keine Auswirkungen auf die Umfänge für das Mercedes-Benz Werk Untertürkheim, die derzeit mit dem Sozialpartner verhandelt werden.“

Produktion in Europa und China

D.h. es werden Einsparungen von mehreren Hundertmillionen Euro erwartet. Die Produktion des Motors in Europa könnte im Daimler Werk Kölleda erfolgen. In China könnte diese Aufgabe Geely übernehmen und die Motoren dann an sich selbst sowie das Mercedes-Benz Werk in Peking liefern. Wie das dann bei Daimler Kooperationspartner BAIC ankommt ist fraglich. Ob Mercedes im Werk Kölleda dann auch die Motoren für Volvo fertig wäre eine Chance die Beschäftigung etwas weiter zu sichern, ist aber unklar.

Mercedes hat diesen neuen Motor für die neue MMA Plattform, ebenfalls ab 2024/2025, vorgesehen. Der Slogan dieser Plattform lautet zwar „Electric First“ kann aber wohl noch einen kompakten Verbrennungsmotor für Plug-in-Hybrid Antriebstränge aufnehmen.

Zudem soll der Motor ebenfalls für E-Fuels und Wasserstoffbetrieb ausgelegt werden. Wobei es wenig effizient ist einen Verbrennungsmotor mit Wasserstoff zu betreiben. Aber vielleicht gibt es in 2025 grünen Wasserstoff in China im Überfluss.

Bisher waren nur einige Technikdetails der elektrischen Seite von MMA bekannt. Auch unter Berücksichtigung der enormen Entwicklungsgeschwindigkeit bei der Batterie ist ein Verbrennungsmotor für die MMA Plattform eigentlich nicht mehr so extrem wichtig, dass man dafür direkt eine neue Motorenfamilie entwickeln muss.

Ob man dem bisherigen Kooperationspartner Renault/Nissan, mit dem man ja nächstes Jahr den Citan neu auflegt und 2022 die neue T-Klasse, einen Zugang zu dem neuen Motor gewährt ist derzeit unklar.

Weitere Informationen:

Mercedes Technikstragetie mit bis zu 680 PS

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