Der Run auf Elektroautos und Plug-in-Hybride ist sehr groß und wurde durch das jüngste Konjunkturpaket gesteigert. Der Mercedes A 250e und die smart eq Modelle haben deswegen aktuell einen Lieferstopp.
Doch wie abhängig ist Deutschland bei den Rohstoffen? Gerade die Lithium-Ionen Batterie benötigt den Rohstoff. Die Batterieforscher arbeiten inzwischen an Batterien die weniger bis gar kein Kobalt mehr enthalten. Dies ist ein relativ teurer Rohstoff, der teilweise unter fragwürdigen Bedingungen in Ländern wie dem Kongo abgebaut wird.
Lithium kommt zu einem Großteil aus Chile sowie Australien. Die örtlichen Bauern klagen in Chile darüber, dass die Förderung des Lithium (abpumpen, austrocknen in riesen künstlichen Feldern) das Wasser zum Leben entzieht.
Zudem erhöht sich aufgrund der langen Wege von Afrika und Südamerika nach Europa der CO2 Rucksack bei der Produktion der Batterie gegenüber einem Verbrenner.
Mercedes arbeitet hier mit den Zulieferern daran diesen CO2 Rucksack zu reduzieren und die Batteriezellen des EQS beispielsweise mit grünem Strom zu produzieren.
Bis die Batterie in einem Daimler Werk in einem Fahrzeug verbaut wird, gibt es grob drei Schritte:
- Abbau der Rohstoffe
- Herstellung der Batteriezellen
- Zusammenbau der Batterie mit vielen Zellen zu Modulen und mehrere Module ergeben eine Batterie
Mercedes hatte ein Joint-Venture mit Evonik zur Produktion der Batteriezellen. Die von der LiTec in Kamenz produzierten Batteriezellen wurden von der Deutschen Accumotive (Daimler Tochter) dann zu smart Batterien zusammengesetzt. Inzwischen hat Daimler alle Anteile an LiTec übernommen. Man produziert aber keine Batteriezellen mehr, sondern hat sich auf den Zusammenbau von Batterien konzentriert und kauft Batteriezellen von LG Chem aus Polen zu. Neben LG Chem gibt es noch Panasonic (Zellen für Tesla), Samsung SDI (Südkorea), SK Innovationen (Südkorea) und CATL (China) die für die deutschen Autohersteller die Batteriezellen zuliefern. Samsung SDI fertig beispielsweise in Ungarn in einem früheren Werk für LCD-Fernseher. CATL (China) wird ein riesen großes Batteriezellenwerk in Erfurt aufziehen. Der Start ist für Mitte 2022 angedacht und BMW hat sich hier für mehrere Milliarden Batteriezellen gesichert.
Der Vorteil: kurze Wege innerhalb von Europa reduzieren die CO2 Bilanz bei der Produktion. Deutschland ist somit nur noch von den Rohstoffimporten abhängig. Aber auch hier zeichnet sich eine erfreuliche Wende ab.
Im Rahmen eines u.a. von der EU geförderten Projekts betreibt EnBW in Bruchsal ein Geothermie Kraftwerk. Dort wird rund 120 Grad heißes Wasser nach oben gepumpt und mittels Dampfturbine rund 4.000 Stunden im Jahr CO2-freier Strom produziert. Dabei stellte sich heraus, dass das Wasser rund 200 bis 400 Milligramm Lithium pro Liter enthält. In 2021 wird nun eine Pilotanlage gebaut.
Dieses Verfahren ist nicht mit dem Fracking zu verwechseln. Denn dort werden zum herauslösen Chemikalien in den Boden gepumpt. Dies ist hier nicht erforderlich und hat daher auch keine negativen Auswirkungen auf das Grundwasser.
Ein weiteres Projekt soll 2021 ebenfalls im Rheingraben als Pilotanlage gebaut werden. Vulcan Energy und die Pfalzwerke wollen bei der Geothermieanlage in Insheim ebenfalls aus dem heißen Thermalwasser nicht nur die Wärme für die Stromerzeugung entnehmen, sondern das Lithium herausgefiltern. So wird das Lithium praktisch CO2 frei gewonnen. Die Pilotanlage soll in 2021 einige Tonnen an Lithium gewinnen. Im Jahr 2022 könnten es dann schon 2.000 t pro Jahr sein. Das würde für die Produktion von jährlich rund 200.000 reinen Elektroautos ausreichen. Das Gesamtvorkommen wird hier auf über 13 Mio. Tonnen Lithium im Rheingraben geschätzt. Rechnerisch würde dies für 1,3 Mrd. Elektroautos reichen. Dies wird jedoch nicht erforderlich sein, da schon vorher das Lithium aus den alten E-Autos recycelt werden kann.
Ein drittes Projekt wird derzeit im Osterzgebirge verfolgt. Die Deutsche Lithium GmbH. Hier gibt es rund 125.000 t im Gestein. Dazu soll ein altes Zinnbergwerk in Altenberg, Sachsen reaktiviert werden. Problematisch ist hier jedoch, dass die beiden Investoren noch nicht das nötige Kapital zusammen haben. Bei langfristig sinkenden Lithium-Preisen könnte nämlich die Konzentration von 0,3% im Gestein zu niedrig sein. Die Region ist trotzdem sehr euphorisch. Es könnten so bis zu 250 Arbeitsplätze in der Region entstehen.
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